Aktienabsturz – Nicht Crash sonder Change

Bild – Der SP500 in der zurückliegenden Handelswoche

Der nächste medial gereichte Blödsinn wartet schon auf seinen Einsatz.

Wundern sie sich nicht, wenn demnächst geschrieben steht, dass sinkende Aktienkurse der untrügerische Beweis dafür sind, dass dank Donald Trump ja doch alles über den Deister geht. Und die hervorragende US Konjunktur nur eine Luftnummer ähnlich dem Bitcoin ist, der jetzt die Puste ausgeht.

Noch wird u.a. behauptet, dass die Kurseinbrüche von letzter Woche den steigenden US Zinsen geschuldet sind – obwohl diese schon seit 2 Jahren anziehen. Und natürlich sind auch die Apokalyptiker nicht weit, die wieder einmal ihre Transparente mit der Aufschrift CRASH aus dem Wandschrank geholt haben.

Dabei hätte man allerspätestens seit dem Trade-Deal zwischen USA und China als professioneller Akteur wissen müssen, die Aktien-Rally so wie bisher, wird es nicht mehr geben.

Diese Seite dient zwar nicht der tieferen Aufklärung über finanzökonomische Zusammenhänge. Da der Zustand der Aktienmärkte aber in Zukunft öfter mit der US Politik und US Wirtschaft in Verbindung gebracht wird, können einige Grundlagen für das zukünftige Verständnis nicht verkehrt sein.

 

Große Aufregung seit Montag, die Aktienmärkte kippen weg. Ein Wunder das nicht sofort Trump oder wenigstens Putin dafür verantwortlich gemacht worden sind. Das was stattdessen als Erklärung gereicht wird, ist aber nicht weniger bescheuert.

Die, die von Ökonomie und Finanzmärkte keine Ahnung haben – also die handelsübliche Presse, selbst die, die etwas mit Wirtschaft oder Handel in ihrem Namen vorneweg tragen, schreiben zuerst von Zinsangst, dann waren es Roboter, heute ist es wieder die Zinsangst.

Die andere Fraktion, welche vorgibt professionell im Finanzmarkt angesiedelt zu sein und dem Benehmen nach es eigentlich ganz genau wissen müsste, verzapft dagegen diesen Blödsinn:

Das war ein Crash, das ist der Crash, jetzt kommt der Crash, Systemcrash im Anmarsch, Crash, Crash, Crash.

Um diesen Witz zu vervollständigen:

Auch Staatsanleihen kein sicherer Hafen mehr, Finanzsystem am Bersten, wer kann es jetzt noch retten… Und natürlich darf das wohltuende Blutbad nicht fehlen.

Selbst für die Unterstellung, die Federal Reserve würde per induziertem Crash gegen Trump schießen, ist man sich nicht zu schade.

Gerade wenn der Ruf nach Rettung ertönt, sieht man mal wieder, wie zu tiefst kommunistisch die Grundeinstellung des heutigen Finanzmarktakteures ist. Bitte wer soll deine schnöden Aktiendepots retten gehen? Mit wessen Geld wird’s bezahlt? Die Allgemeinheit als Kursstütze für deine Naivität? Nehmen sie das alles und versenken sie es im tiefsten Gulli, den sie finden können.

Aktienkurse als Wirtschaftsindikator

Selbes gilt auch für den dauernden Unfug, Aktienkurse als Zustandsbeleg einer Volkswirtschaft zu missbrauchen.

Hohe Aktienkurse = gesunde Wirtschaft. Ein einfaches lineares Bild, was jeder versteht. Und weil es jeder versteht, wird es auch gern benutzt – auch von Donald Trump. Wobei er nie gesagt hat, dass es der Wirtschaft wegen der Aktienkurse gut geht. Er hat nur festgestellt, dass die Kurse halt weiter klettern. Und so schön einfach, wie dieses Gleichnis ist, so falsch ist es auch. Aktienkurse taugen als Gradmesser für den realwirtschaftlichen Zustand einer Volkswirtschaft überhaupt nicht. Sie sind als Zustandsindikator komplett wertlos.

Auch im Manchester-Kapitalismus stiegen Aktienkurse, auch die britischen. Die stiegen sogar so gut, dass sich selbst Karl Marx berufen sah, Papiere zu erwerben. Natürlich auf Pump, denn eigenes Geld hat er quasi nie besessen. Was für eine Ironie, dass ausgerechnet so eine Gestalt meint, ein Buch über Kapital schreiben zu dürfen. Aber der Bock war schon immer gern der Gärtner. Dennoch setzt man heute die Anfänge der industriellen Revolution nicht gerade mit einem Schlaraffenland gleich. Aber zurück zu heute:

 

Die Laien-Presse

Der medial gereichte Unsinn über den Aktienabsturz ist schnell entkräftet:

Handelsroboter waren noch nie Trendbeeinflussend und es gibt sie, seit Computer an der Börse Einzug gehalten haben. Auch die Zinsen steigen in den USA seit 2 Jahren. Bis dato hat es niemanden wirklich interessiert, schon gar nicht Aktienkurse. Der sichtbare Kausalzusammenhang ist also gleich Null.

Interessanterweise würde die Presse diesmal nicht so falsch liegen, wenn sie schreiben würde: Trump ist Schuld!

Natürlich würden sie es wieder falsch eintüten und sinnverdreht darstellen. Dazu aber gleich.

Die professionellen Amateure

Bei diesem Segment muss man schon genauer hinschauen. Die Ursachenforschung erkennt zuweilen schon die verstärkenden Faktoren des Kursrutsches, die eigentliche Ursache, also des Pudels Kern ist in den zahlreichen Darstellungen bis jetzt immer noch nicht zu finden. Die vermeintlich professionellen Marktschreier hantieren dagegen mit wohlklingenden Begriffen wie Deflation wild umeinander und pressen das ganze in Ansichts- und Denkmuster von anno 2008. Guten Morgen, der heutige Finanzmarkt mit seinen Zentralbanken ist bereits 10 Jahre weiter. Vielleicht nimmt man es irgendwann mal zur Kenntnis.

Folglich kommen die Schlagworte von crashenden Explosionen und exorbitanten systemischen Gefahren im Dauerfeuer dahergeflogen. Nicht nur Sex verkauft sich gut, Panic sells too.

Man gelangt schnell zu dem Eindruck, dass in Aktien investierte Hände von irgendwas plötzlich überrascht gewesen sind. Doch das Minus im Depot wird sich durch emotionsgeladene Ausbrüche und sabbernde Hysterie nicht ausgleichen lassen.

Es bleibt festzuhalten, der Einbruch der Aktien war unvermeidbar, er ist auch nur zu logisch, man hätte nur hinschauen müssen. Das einzig verblüffende ist, dass es sich von ca. April 2017 bis jetzt noch so lange gut halten konnte. Denn das ursächliche Ende der Aktienrally steht schon länger im Buch der neuen Finanzmarkt-Rechnung. Aber der Reihe nach.

Ursachen

Hier gilt wirklich zu unterscheiden zwischen verstärkenden Begleitfaktoren und dem schon erwähnten Kern des hässlichsten Hundes aller Zeiten. Der maßgebliche Begleitfaktor ist der steigende Euro und auch der Zustand von Yen und Franken.

Alle 3 Währungen sind die derzeit nur zu gern verwendeten Fremdfinanzierungswährungen. Und ohne die läuft am heutigen Finanzmarkt gar nichts. Um es nicht zu weit zu treiben. Informieren sie sich einmal darüber, was eine Mixtur aus Eigenkapital + Fremdkapital für die Rendite ihres Investments bedeutet.

Natürlich ist das Wunder der simplen Renditevermehrung nicht ohne Nebenwirkungen. Ein Investment zum Beispiel in Aktien wird enorm Wechselkursabhängig. Nun können sie seit April 2017 ein zum US Dollar permanent ansteigenden Euro, Yen und CHF feststellen. Diese höheren Kurse haben zwar entscheidenden Einfluss auf die Wechselkursrechnung im Investment, wesentlich gewichtiger ist aber, was sie eigentlich bedeuten:

Steigen die Kurse der Fremdfinanzierungswährungen gegenüber der Investmentwährung (in dem Fall US Dollar) heißt es nichts anderes, als das Geld aus dem Markt verschwindet. Denn der Fremdanteil wird zurück gegeben bzw. abgebaut. Den Prozess bezeichnet man auch als Deleveraging.

 

Um sich die Auswirkung bildlich vorzustellen: Der Sprung vom Ein-Meter-Brett ist in aller Regel gefahrlos. Zum Problem wird es dann, wenn im Schwimmbecken der Wasserstand bereits um die Hälfte abgesenkt wurde. Dann könnte selbst der Hüpfer vom Einer etwas Kopfweh bereiten. Und genau das ist der heutige Zustand. Verursacht durch die permanente Rückführung im Markt befindlicher Fremdfinanzierungswährungen. Begonnen im April 2017 mit dem Euro, seitdem schlittert der Yen und Franken im Schlepptau. Seit Jahreswechsel die letzten beiden dann auch beschleunigt in der Rückführung.

Die Folge war somit unvermeidbar und ist seit zurückliegenden Montag sichtbar:

Die fehlende Liquidität im Markt besorgt, dass aus der kleinsten Verkaufsorder mit einmal ein Orkan wird.

 

Wer immer auch an diesem Montag Verluste am Aktienmarkt einbuchen musste, kann es nur damit entschuldigen, sich seit 2016 bis heute im Cryo-Tiefkühlschlaf befunden zu haben. Denn der ökonomische Thermostat des Globus hat sich schon vor geraumer Zeit um 180° gedreht. Und genau da sind wir bei Trump und des Pudels Kern.

 

Der fundamentale Grund

Der Liquiditätszustand des Marktes ist nur begleitender und verstärkender Faktor. Die eigentliche Ursache liegt in dem, was sie als Ende der globalistischen Wirtschaftsordnung und der Rückkehr zu wieder mehr Nationalökonomie und den Lehren von Keynes werten können.

Siehe auch Donald Trump – Erfolge und Taktik
Artikel vom 14. Oktober 2017 – Abschnitt Chaos oder Taktik.

Um das aber mit dem Rückgang der Aktien zu verbinden, muss man erst mal verstehen, warum Aktienkurse bis dato unaufhörlich kletterten.

 

Warum steigen Kurse?

Auch für die Aktien gilt. Die Kurse steigen nur, wenn irgendein Geld Aktien kaufen geht. Nur die Nachfrage hebt die Kurse. Ergo müssen Aktien gegenüber anderen Möglichkeiten eine Plus an Attraktivität vorweisen. Sonst geht das Geld da nicht rein.

Wann sind Aktien attraktiv? Wenn Aktien Dividenden ausschütten und das können sie nur, wenn Unternehmen auch Gewinne ausweisen.

Wie macht ein Aktienunternehmen Gewinn? Es gilt die goldene Regel:

Ist Umsatz minus Kosten gleich positiv, hat das Unternehmen einen Gewinn.

Daraus folgt die simple Erkenntnis. Ein Unternehmen kann auch dann profitabel sein, wenn es wenig verkauft. Die Kostenseite darf nur die Einnahmen nicht übersteigen.

 

Beispiel General Motors

Schauen sie sich zum Beispiel Umsatz und Aktienkurs von General Motors an. 2013 – 9,7 Mio. verkaufte Fahrzeuge. In 2017 nur 8,9 Mio. Dennoch stieg die Aktie im Zeitraum von ca. 20$ auf ca. 40$. Ein Kurszuwachs von 100%.

Der Kurs ist also komplett umsatzunabhängig. Mangelnde Attraktivität von GM ist sichtbar nicht vorhanden. Grund: Der Konzern zahlte eine Dividende pro Aktie von ca. 1,50 US$ (1,52 in 2017). Das macht eine Dividendenrendite aufs Aktienpaket von rund 3,5%. Und das sticht Staatsanleihen im zentralbanklichen Niedrigzinsumfeld alle mal aus.

Die Kostenseite

Jede Produktion braucht Vorfinanzierung. Bleiben wir bei GM. Der Autobauer muss Rohstoffe einkaufen, zu Karosserien schmieden und verschweißen. Komponenten fertigen lassen, dass ganze auf Werkstraßen zusammenlöten und verschrauben. Erst danach rollt das Fahrzeug vom Band. Dann muss GM es noch zum Händler transportieren. Erst dort kann es verkauft werden und das Unternehmen erhält nach langer Durststrecke einen Zahlungseingang.

In der Zwischenzeit muss GM Stromrechnungen und Steuern zahlen, ebenso Gehälter, Zulieferer. Also alles was an Kosten im Unternehmen während der Fertigung eines Fahrzeuges anfällt. Welches aber erst in Zukunft verkauft werden wird.

Diese unabdingbare Vorfinanzierung geht nicht ohne Kredit!

Schönen Gruß an die nur Gold ist Geld – Fanatiker.

Dem Kreditgeldsystem sei dank, weiß man, wie man spielend Kredit erzeugen kann. Und dank der Niedrigzinsen ist bzw. war die Vorfinanzierung über den Geldmarkt einfach. Die Kostenseite konnte so jedes Manko des fehlenden Umsatzes ausbügeln. Gespürt hat es die Stadt Detroit und der Arbeitssuchende. Für wenig an Produktion zwecks weniger Verkauf benötigt man auch wenige Arbeiter. Lohn und damit Vermögen wurde in der einstigen Industrie-Stadt zur Mangelware. Und nur Sozialisten werten verbretterte Ghettos und Leerstand als den neuen hippen Chic der Zeit.

Ausnahme blieb der Konzern GM, der läuft. Aber er läuft nur auf billigem Kredit. Sie sehen also erneut, der Aktienkurs hat Null Aussagekraft über den realwirtschaftlichen IST-Zustand.

 

Über Einsparung zu Gewinn

Das Kunststück über Einsparung zu Gewinnen und damit zu Dividenden und damit zu steigenden Aktienkursen zu kommen, ist aber vorbei. Dieses Perpetuum Mobile hat eine natürliche Grenze.  Einsparungspotenzial kann eben nicht unendlich fortgeführt werden. Was immer eingespart wird, ist dann eben auch nicht vorhanden.

Sparen sie irgendwann den Pförtner ein, ist keiner da, der das Werkstor aufschließen kann und sie produzieren nichts.

 

Gewinn geht auch anders

Statt über Kostensenkung können sie auch über mehr Umsatz Gewinn erzeugen. Mehr Umsatz bedeutet aber, sie brauchen mehr an Produktion, um überhaupt mehr Stückzahlen verkaufen zu können. Dafür müssen sie ihre Produktionskapazitäten wieder ausnutzen ggf. erweitern. Das heißt: Sie müssen mehr Arbeiter einstellen und diese anlernen. Eventuell brauchen sie neue Produktionsstraßen oder die alten stillgelegten müssen mal wieder entstaubt werden. Das alles treibt die Kostenseite nach oben. Die Kostenseite treibt es aber eh nach oben – dank der neuen Zinspolitik. Und das Überleben sie als Unternehmen nur, wenn sie für mehr Produktion und Umsatz sorgen. Sie sehen also:

Das Anziehen der Zinsen bewirkt unausweichlich sinkende Arbeitslosenzahlen, so denn Unternehmen auch morgen noch existent seien wollen.

Das Potenzial zur Einsparung ist bis auf die letzte Schraube in den vergangenen 10 Jahren ausgereizt worden. Wenn sie mir nicht glauben, fragen sie Frau Yellen. Um die neuen Vorfinanzierungskosten im Griff zu halten, werden sie auch um Modernisierung nicht herum kommen. Neue Produktionsstraßen, die weniger Strom fressen und mehr Teile in der selben Zeit ausgeben. Wie man das Mehr an Produktion auch an den Mann bringt, wird sich ihnen schon selbst erschlossen haben.

Erst wenn mehr Menschen wieder Arbeit und Lohn haben, dann können auch mehr Autos verkauft werden.

Qualität ist auch noch ein Stichpunkt. Wenn alle Autobauer mehr Autos absetzen wollen und gleichzeitig eine größere Nachfrageschicht aufkommt, wird Qualität zu einem ganz entscheidenden Differenzierungsmerkmal. Sie sehen also, was realwirtschaftlich im Sinne einer gesunden Volkswirtschaft mehr Nutzen bringt. Gewinn über Einsparung oder Gewinn über mehr Produktion und Umsatz?

Und genau das ist des Pudels Kern, welcher durch die Wende in den USA über den Globus getragen wird. Sie kennen diesen Wandel verkörpert durch die Personalie Donald Trump. Nicht Kostenreduktion ist der Schlüsselfaktor der neuen Moderne sondern Umsatz. Die Rückholung chinesischer Produktion auf US Boden spricht Bände.

 

Es geht um Change nicht um Crash

Und jetzt verraten sie mir bitte, warum die Aktienkurse vorerst nicht zurückgehen sollten? Es ist die einfache logische Herleitung zu einem Prozess, zu dem es wohl kaum ein Referenzbeispiel gibt. Wahrscheinlich tun sich studierte Ökonomen deshalb so schwer.

Natürlich werden die Aktienunternehmen auch wieder Gewinne machen. Aber sie müssen sich dafür komplett neu ausrichten. Der Modus der letzten 10 Jahre funktioniert heute und in Zukunft nicht mehr. Und diese Umstellung kostet und sie wird den Gewinn vorübergehend mindern! Während der Fixierung auf Kosteneinsparung wurde nicht modernisiert, für wen auch? Neue Werkstraßen – für welchen Verkauf? Qualität? Einen Mindestbedarf gibt es immer.

Gleichzeitig trifft die verminderte Gewinnerwartung auf anziehende Zinsen. Die Kostenseite steigt also so oder so und gleichzeitig wird der Konkurrent der Aktie – die Staatsanleihe und sämtliche Formen der Kreditvergabe für anlagesuchendes Kapital immer attraktiver.

Daher Frage ich nochmal, warum soll die Aktienrally so wie bisher weiterlaufen? Die Konsolidierung der Indizes ist eine quasi unausweichliche Folge des Wandels.

Einige Unternehmen werden die Umstellung besser und schneller verkraften. Harte Schläge werden auch nicht ausbleiben. Gerade die Konzerne, welche ihr Missmanagement bisher dadurch verschleiert haben, dass sie Tilgung für Vorfinanzierungen einfach in neue dann noch größere Kredite übergerollt haben, werden vor ganz großen Problemen stehen. Die neue Zinsstruktur wird selbstgeschaffene Ponzischemata schonungslos offenlegen.

Der Rückgang der Indizes bedeutet aber kein Darben der Volkswirtschaft! Es heißt nur, dass der Wattebausch für einfältige Finanzinvestoren und Aktienspekulanten aufhört zu existieren. Und das erklärt dann auch so allerlei medial gereichtes Geschrei.

 

Der Blödsinn schlechthin

Aktienrückgang ist gefährlich für die Weltwirtschaft.

An der obigen Darstellung sehen sie, dass der Aktienmarkt von heute ein vom realwirtschaftlichen Umfeld entkoppeltes Gebilde ist. Die Nachricht werden sie kennen: Unternehmen XY verzeichnet Rekordgewinn, Entlassung von so und so viel tausend Mitarbeitern steht an, die Aktie geht nach oben. Das mutet nur dann paradox an, wenn man in dem Glauben lebt, Aktienkurs und Arbeitslosenquote würden miteinander korrelieren.

Sie können schon zusammenlaufen, man muss sich aber immer anschauen, warum Aktienkurse steigen bzw. fallen, also woher kommt der Gewinn. Daher ist es auch nicht paradox, wenn in Zukunft SP500, DOW und Co nach unten gehen, die Leute aber Arbeit haben und mehr Lohn in der Tüte.

Anleihen sind kein sicherer Hafen mehr

Es ist die Lieblingsparole der Crashpropheten. Der Montag hat eindeutig gezeigt, dass dem nicht so ist. Die Aktien rutschten und Anleihekurse gingen gleichzeitig nach oben. Ergo wechselte das Geld genau dahin. Wer immer das Gegenteil behauptet, sollte seinen Bildschirm putzen. Langfristig werden die Anleihenkurse weiter zurück gehen und deren Renditen stiegen. Es geht auch nicht anders, wenn die Zentralbank höhere Leitzinsen ausgibt. Aber!

Der Anleihehalter bezieht seinen Gewinn mit Anleihen aus Kursstand und deren Rendite und wie er die Papiere hält und verkauft. Ich spreche hier von fortlaufenden Anleihehaltern wie Versicherungen und Banken, die sich mit dem Zeugs permanent vollsaugen und es auch wieder abgegeben. Ich spreche nicht von Onkel Werner, der vor 7 Jahren einmal eine Anleihe gezeichnet hat.

Ob professionelle Anleihehalter nun ihren Gewinn aus Kurshandel und Beleihung des Papieres erzeugen oder über das Halten und neue höhere Zinsen kassieren, ist ihnen egal. Es obliegt allein der Portfoliogestaltung und Handhabung. Die sukzessive Umschichtung in neue höher verzinste Papiere wird die nächsten Jahre fortdauern. Und dafür braucht der Anleihehalter eines – Zeit! Und die werden ihm die Zentralbanken schon geben, sie haben auch alle Zeit der Welt. Sie werden es an weiter sinkenden Anleihekursen sehen, dass hat aber nichts mit geplatzter Anleiheblase zu tun. Denn die neuen kursgünstigeren Papiere, werden ja nach wie vor gekauft. Das ist anders als beim Bitcoin, der fällt schon, weil ihn niemand hoch kauft. Er hat auch keine zwei Wertkomponenten wie die Anleihe (Kurs + Zins).

Crash oder ähnliches

Wären wir in 2006 oder 2008, wäre so ein Aktien-Rumpeln bei gleichzeitigem Rücklauf der Fremdfinanzierungen natürlich ein absolutes Alarmsignal. Wir haben aber 2018. Ganz andere Eigenkapital und Regulierungsvorschriften und was noch viel wichtiger ist:

Ein ganz anderes Verständnis der Zentralbanken über Liquiditätsmangel und dessen Folgen. Das haben sie 2008 schmerzlichst dazu gelernt. Die ganzen Stresstest finden ja nicht als Beschäftigungstherapie statt, sondern um zu wissen, wann was gefährlich wird. Das heutige Verständnis, von dem Monster welches sie steuern, ist ein komplett anderes.

Das die Zentralbanken, hier ist vorneweg die EZB zu nennen, den Anstieg des Euros selbst induziert und befeuert haben, zeigt doch, dass sie ganz genau wissen, was sie da gerade anstellen. Sie halten ja auch permanent an dem fest, was ihnen andere als fortlaufenden Unfall unterdichten möchten. BoJ und SNB in dem Zuge auch involviert. Hier crasht also gar nichts. Und wenn das Geld-Monster nicht einen einzigartigen Schluckauf zeigt, der vorher noch nie beobachtet werden konnte, dann wird auch nichts explodieren.

Und das wird so weiter gehen. Bei steigenden Zinsen muss die heutige AG gegenüber der Staatsanleihe an Attraktivität einbüßen. Das Sticheln und Stoßen über die Fremdfinanzierungswährungen in diese Richtung mutet schon nach Absicht an, um einem zwingenden Prozess den richtigen Drive zu geben.

Das passt aber zum ökonomischen Wandel der Zeit. Neue Aktienhochs eben nicht.

 

Der Artikel stellt keinen Handelsempfehlung dar, sondern gibt lediglich die Einschätzung des Autors wieder.