Während heute morgen die deutsche Hauptstrompresse das Wahlergebnis der Niederlande nur feiern kann, fragt sich der nüchtern Denkende: Warum eigentlich? Und wie bei jedem alkoholbasierten Rausch, sollte auch auf den politisch indoktrinierten die Katerstimmung in Kürze folgen.
Die PvdA – das holländische Pendant zur deutschen SPD rutscht im Sturzflug von 38 auf 9 Parlamentssitze ab. Und ohne eine direkte oder indirekte Regierungsbeteiligung von Geert Wilders wird regieren praktisch kaum möglich sein. Oder könnten sie sich in Deutschland eine arbeitsfähige Koalition aus CDU/CSU, Grüne, Die Linke und FDP vorstellen?
76 der 150 Sitze benötigt man in den Niederlanden für eine absolute Mehrheit. Ginge es wirklich nach Wählerwillen, fliegt der bisherige Regierungspartner von Mark Rutte die PvdA mit Pauken und Trompeten aus der Koalition.
Stärkste Kraft im Parlament bleibt zwar die VVD, aber sie kommt nur noch auf 33 Sitze. Damit fehlen ihr zum ungestörten Regierungsglück noch 43 weitere Parlamentssitze. Für Mark Rutte gibt es eine Mehrheit nur zusammen mit den Grünen (GroenLinks), den Christdemokraten (CDA) und den linkslastigen Democraten66. Dieses Vierer-Bündnis käme auf 85 Sitze. Denkbar wäre auch, dass statt der Grünen doch wieder die Sozialisten Einzug halten. Dann hätte die Regierung eine Mehrheit von nur noch 80 Sitzen.
Das mag also ganz possierlich sein, dass alle Parteien im Vorfeld eine Zusammenarbeit mit der PVV von Geert Wilders ausgeschlossen haben. Inwieweit sie aber mit den anderen Konkurrenten koalitionsfähig sind, besonders in einem so großen Verbund – die Frage bleibt weiterhin offen.
Und selbst wenn es zu einem der beiden großen Bündnisse kommt, im ruhigen Fahrwasser des politischen Alltages mag das ja vielleicht funktionieren. Aber allein bei den anstehenden Programmpunkten der EU, über die ja auch die Niederländer befinden müssen, ist der Richtungsstreit schon vorprogrammiert. Und Geert Wilders PVV kann sich dann in Ruhe aussuchen, welchen Anträgen sie zustimmt.