Marine Le Pen: Rückkehr zum Franc mit Umtauschkurs 1:1

Marine Le Pen führt den Franc wieder ein, zum Umtauschkurs 1:1

Das die Präsidentschaftskandidatin den Euro dort hin kippen möchte, wo er auch hingehört – in den Mülleimer der Währungsgeschichte, ist nicht neu. In einem gestern geführten Interview bei RTL Radio offenbarte sie aber erstmals, zu welchem Umtauschkurs der Rücktransfer von Euros in den Französischen Franc passieren soll. Sie können es bereits lesen, richtig, zum Umtauschkurs 1:1.

Stellt sich sogleich die Frage: Ist das jetzt gut oder schlecht?

Wenn der Franzose seine noch vorhandenen Euros heute in Franc zurückwechseln müßte und dies zu dem Kurs, den Marien Le Pen in die Runde geworfen hat, dann bleiben folgende Überlegungen nicht aus. Wertet der Franc dann ab oder auf? Gewinnt der Franzose oder verliert er? Ist ein Rücktausch zum Kurs 1:1 sinnvoll oder totaler nonsens?

Mit Sicherheit wird ihnen in den nächsten Tagen Marine Le Pens Interview von allerhand Experten auseinandergepflückt. Sie werden dann Aussagen zu hören bekommen wie zum Beispiel: Dieser Schritt wäre eine ungeheuerliche Aufwertung des Francs, das überlebt die französische Wirtschaft nie. Und um die Verwirrung komplett zu machen, wird 20 Minuten später ein Professor in den Medien gereicht, der den Kurs 1:1 mit einer nie dagewesenen Abwertungsspirale gleich setzt.

Das Problem bei der Klärung des Wertes einer Währung, in dem Fall des Francs, ist: Eine Währung hat keinen in sich selbst ruhenden absoluten Wert, welchen man rauf oder runter schrauben könnte. Ob der Franc fällt oder der Franc steigt, das können sie nie allgemeingültig beantworten sondern immer nur durch die Frage gegen was. Gegen was steigt oder fällt der Wert des Francs? Daher ist es immer schön anzusehen, wenn es zum Beispiel lapidar heißt: Der Euro fällt. Gegen den US Dollar betrachtet mag das zu dem Zeitpunkt X stimmen. Aber gleichzeitig auch gegen den Australischen Dollar?

Die andere Schwierigkeit in der Prognostizierung. Gesetz den Fall Frankreich tritt aus dem Euro-Verbund aus, die Wertigkeiten der anderen geldigen Gegenparteien zum Euro/ zum Franc wechseln ja gleich mit. Der Brexit war ein schönes Beispiel, das darlegt, wie allein auf zukünftiger Erwartung sich die Wertigkeit einzelner Devisen ändern kann. Und das obwohl das Referendum an den rechtlichen Ausgangssituationen zu dem Zeitpunkt noch nichts verändert hat. Wenn sie dieses Phänomen der Unbestimmbarkeit näher ergründen wollen, dann kommen sie letztendlich an der Grenznutzen-Schule nicht vorbei.

Rein nominell betrachtet wäre der Umtauschkurs 1:1 eine massive Aufwertung.
Bei der Euroeinführung mußte der Franzose 6,55 Franc von seinem Angespartem auf den Tisch legen, um einen einzigen Euro zu erhalten. Wenn er jetzt für einen Euro aber nur einen Franc zurück erhält und nicht 6,55FRF, dann ist der Franc im Vergleich zum Euro im Jahre 2002 erst mal mehr wert. Der Franc ist quasi teurer geworden, daher kann die gleiche Menge Euros weniger Franc zurückkaufen als noch in 2002. Es ist im Prinzip ähnlich, als wenn sie immer nur für 80€ Sprit tanken. Bei steigendem Zapfsäulenpreis haben sie weniger im Tank. Die Frage ist aber, ist der Treibstoff selbst wirklich teurer geworden oder hat ihre Währung an Wert verloren?

Und so verhält es sich auch bei Franc und Euro: Ist der Franc beim Umtauschkurs 1:1 wirklich mehr wert geworden oder hat der Euro einfach nur enorm an Wert also an Kaufkraft eingebüßt? Und wenn es um Zugewinn oder Verlust geht, wer gewinnt oder verliert hier eigentlich?

Um das zu beantworten, haben wir ihnen obige Grafik eingestellt.

Sie geht von dem Beispiel aus, dass ein Franzose im Jahre 2002 10.000 Franc in Euro wechselte und mit heutigem Stichtag 15 Jahre später seinen geliebten Franc zurück erhält. Dazu haben sie ein paar ausgewählte andere Währungen und Güter, die er rein hypothetisch einen Tag vor der Euroeinführung hätte kaufen können. Zum Vergleich im Abschnitt 2, wieviel von diesen Gütern er heute im Jahre 2017 erwerben könnte.

Wie sie sehen, würde unser Beispiel-Franzose mit der ein mal transferierten Kaufkraft von 10.000FRF heute etwas mehr an US Dollar und Pfund erwerben als noch in 2002. Aber wesentlich weniger als das 6,5fache, wie es rein nominell betrachtet zu erwarten wäre. Beim verordneten Rücktausch von 1:1 ist der Franc zum US Dollar “nur” ca. 19% mehr wert geworden. Auf der anderen Seite erhält er aber wesentlich weniger Barrel Öl. Und was noch schwerer wiegt, viel weniger eines vergleichbaren VW Golf Basismodells. Sie sehen also, es hängt enorm davon ab, gegen welches Gut sie den Wert einer Währung bestimmen.

Aber auch der hier gezeigte Zugewinn von 19% zum US Dollar, würde in der Praxis gar nicht eintreffen, denn mit dem Ausscheiden des Franc aus dem Euro, würde der Wert des US Dollars rapide nach oben gehen und nicht auf dem heutigen Stand der Rechnung verbleiben. Und genau das wäre auch die ganz reale Folge. Steigt Frankreich aus dem Euro aus, ist die DM auch wieder da. Der Aufwertungsschwung, den die Deutsche Mark hinlegen täte, würde evtl. Aufwertungsfantasien des Franc sofort wieder kassieren.

Was ihnen vielleicht mit auffällt: Hätten sie vor der Euro-Einführung 10.000 Franc in Gold getauscht und die französische Regierung setzt wie angedacht den Franc mit 1:1 zum Euro fest, hätten sie nach dem Beispiel 3,6 mal mehr Kaufkraft in ihrem französischen Geldbeutel, als ihr Landsmann, der nur von Papiergeld in Papiergeld wechseln würde.