Die Physik eines Unterganges
Am 15. März wählen die Niederländer, am 23. April die Franzosen (2. Wahlgang 7. Mai) und mittendrin erfolgt die Auslösung von Artikel 50 durch die Briten. Alles blickt gespannt auf den Ausgang der Wahlen, als wenn die Ergebnisse die kommende Zukunft des Planspieles Vereinigten Staaten von Europa noch irgendwie abändern könnten. Der Laden fliegt eh auseinander. Die Wahlergebnisse werden höchstens die Intensität der Fliehkraft beeinflussen.
Wer das heute immer noch nicht sieht, muss zum Augenarzt. Wer diese Tatsache heute immer noch vor sich und anderen leugnet, gehört dringendst zum Meisen-Doktor. Das die Zukunft in Europa demnächst aus weniger statt mehr EU bestehen soll, darüber gibt es bei den politischen Entscheidungsträgern schon gar keinen Dissens mehr. Betrachten sie allein diverse Aussagen bei der Münchner Sicherheitskonferenz.
Allgemein wird das erfolgreiche BREXIT- Referendum als Urknall der Zerfaserung angesehen. Dabei ist diese Theorie so stimmig, wie den Beginn des Universums mit der zeitgeschichtlichen Erfindung des Rades gleichzusetzen. Wenn sie sich mit dem Keim des EU-Unterganges befassen wollen, studieren sie den Maastrichter Vertrag und was er eigentlich aussagt. Vergleichen sie dazu die Verträge von Amsterdam. Überlegen sie, was eine Agenda 2010 in einem geschlossenen Währungskonstrukt Namens Euro, der auf der theoretischen Grundlage des Kanadiers Robert Mundell beruht, anrichtet. Dann sollten sie zumindest verstehen, warum der trockene Alkoholiker Martin Schulz den Rückbau der Agenda 2010 als erstes Wahlkampfthema auf den Tisch gehoben hat.
Aber die Urknall-Theorie der EU soll heute nicht Gegenstand des Artikels sein. Der unausweichliche Zerfall lässt sich auch mit simpler Physik beschreiben.
Fliehkraft (F) ist gleich Masse mal Quadrat der Geschwindigkeit, geteilt durch den Radius. M ist dabei die Masse, v die Geschwindigkeit und r der Radius der Kreisbahn. Diese allgemeingültige Formel können sie natürlich auch auf das Feld der EU-Politik anwenden. Setzen sie für m die Masse an zu bewältigenden Problemen. V die Geschwindigkeit der Vertragsbrüche, um die Problemmasse scheinrechtlich in den Griff zu bekommen. Und r steht für die Weite bzw. das Einflussgebiet von Brüssel.
Mit geringstem mathematischen Verständnis werden sie sehen, dass die Fliehkraft automatisch größer wird, je mehr Probleme in der EU auftauchen und die Fliehkraft auch nicht kleiner wird, je schneller man zu Vertrags- und Verfassungsumbiegungen greift, um den Problemen Herr zu werden. Vermindern könnte man die Fliehkraft nur, wenn man den Radius vergrößert. Die EU-Osterweiterung ist demnach nur ein symptomatischer Prozess, um den politischen Fliehkräften entgegenzutreten.
Historisch interessant, es gab schon mal einen, der die Zukunft eines hochzentralistischen europäischen Staatsgebildes in der Erweiterung des Lebensraumes nach Osten sah. Der Ausgang ist bekannt.
Zurück zum hier und jetzt. Das Auftreten der Massenmigration, welche wohl besser mit den Worten islamisch stämmige Völkerwanderung in christlich gefärbten Kulturkreis beschrieben wird, ist natürlich ein Problem für das Konstrukt EU. Das die losgetretene Völkerwanderung alles andere als ein Zufallsereignis ist, sondern eine gezielt genutzte geostrategische Waffe darstellt, können sie schon daran erkennen, dass bereits 2005 über dieses kommende Ereignis publiziert worden ist. Vermehrt dann ab 2010 und 2011. Auf die Tatsache des finanziellen Supports, um Schleuserrouten überhaupt aufbauen und entstehen lassen zu können und am Laufen zu halten, soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.
Für den EU-Zerfall wesentlicher ist, wie die Völkerwanderung von einer geostrategischen Waffe in ein unlösbares Problem für die EU verwandelt wurde. Dr. Angela Merkels diktatorischer Alleingang des „Wir schaffen das“ ist hier wirklich maßgebend. Ohne parlamentarische Befragung der Deutschen noch in Abstimmung mit anderen EU-Mitgliedsstaaten torpedierte sie in 2015 geltendes Schengen Recht, einen Stützpfeiler der rechtlichen Infrastruktur der europäischen Union.
Auf die Formel angewendet, heißt das: Steigerung von m wie Muselmanen, bei gleichzeitiger Steigerung von Vertragsbruch (nennen sie es auch Rechts- oder Verfassungsbruch, mögen das Rechtsgelehrte einordnen), führt zu Steigerung der europäischen Fliehkräfte.
Die Folgen sind bekannt. Das darauffolgende BREXIT-Referendum, welches ja schon 2013 durch David Cameron selbst initiiert wurde, mußte so ausgehen, wie es ausgegangen ist. Die gestiegenen Fliehkräfte innerhalb der EU sprengten den Inselstaat förmlich ab.
Folge dieses Verlustes: der Radius der EU hat sich verkleinert und damit das einzige Gegengewicht zur Minimierung der Fliehkraft. Die gleichzeitige präsentierte deutsche Erfindung, die Türkei als Pfeiler der Lösung zu instrumentalisieren, verkürzt den Radius von Brüssel zusätzlich.
Auch wenn die Zuströmenden mit den Eigenheiten unseres Kulturkreis so gut umgehen können, wie der Papst mit einer rituellen Waschung im Ganges, etwas Verbindendes existiert doch:
Auch diese Geschöpfe hat man gleich dem europäischen Stimmvieh vor vollendete Tatsachen gestellt. Oder würden sie mit oder ohne ihre Familie mal kurzerhand durchs Mittelmeer schwimmen? Nein, der Entschluss zur Fluchtbewegung ist natürlich mit vielen haltlosen Versprechungen und Irrbildern auf der einen und mit viel Not auf der anderen Seite herbeigeführt worden. Gleich dem EU-Vorbild oder hat man sie gefragt, ob sie den Euro samt Diktat aus Brüssel haben wollen? Nein, man hat es einfach gemacht – nur ganz ohne Bomben. Und aufgeregt drüber haben sie sich dennoch nicht. Die hübschen Versprechungen einer nie kommenden goldenen Zukunft haben gelangt. Also hier, wie da, die Masse der Menschen ein Spielball anderweitiger Interessen. Wäre ja auch noch schöner, wenn man zu antihumanistischen Entscheidungen den Menschen selbst dazu befragt.
Ein weiterer Aspekt dieser physikalischen Betrachtung ist, im Zentrum wirken die Fliehkräfte am Geringsten. Daher hat es wohl für einen Norbert Hofer in Österreich nicht ganz gelangt. Und auch das Konstrukt Bundesrepublik Deutschland steht immer noch, trotz vieler anders lautender Verkündungen. Paradox an der Betrachtung ist, dass ausgerechnet die Fraktion der EU-Zentralisten, welche der Volksmund zuletzt auch als Bahnhofsklatscher klassifizierte, den EU-Problem-Schöpfer Dr. Angela Merkel (Eurobonds verhindern, Sparpolitik, Russlandsanktionen, Völkerwanderung) als eine Ikone ihrer Sache ansehen. Im Gegenzug aber dafür die Ablehner eines weiter um sich greifenden EU-Einheitsstaates die Kanzlerin als ihr Feindbild verschreien. Denken sie mal darüber nach.
Jean-Claude Juncker, 02. März 2017: “Shit! What do you want me to do?”