Die Dunkelziffer ist höher.
Beginnend vom 12.09.2012, dem Tag an dem das erste Urteil zum ESM-Rettungsschirm in Karlsruhe gesprochen wurde, bis hin zum heutigen Donnerstag, gab es nicht einen Tag, an dem wir über die Internetauftritte der deutschen Leitmedien nicht laut Lachen oder Husten mußten. Der Zeitraum umfasst 1626 Tage, also jeden Tag mindestens eine – nennen sie es Lüge, Falschmeldung, irreführende Behauptung oder Umdeutung der Sinnzusammenhänge. Und das ist noch milde gerechnet. 2 oder 3 wesentliche Absurditäten pro Tag beschreiben die mediale Realität wahrscheinlich genauer.
Da es in der deutschen Medienkultur schon länger Brauch ist, Themen, Schlagzeilen und Inhalte seines Mitbewerbers mehr oder weniger zu kopieren, nehmen wir davon Abstand, die Zahl auf die betreffenden Organe zu multiplizieren. In der Erfassung sind Verlautbarungen und Behauptungen aus den öffentlichen Rundfunkanstalten nicht mit inbegriffen.
Die Lüge des heutigen Tages, um im Jargon der Journaille zu bleiben, ist diese hier:
Die Headline des reißerischen Welt-Artikels ist unwahr und irreführend! Die Washington Post ist falsch ins deutsche zitiert worden!
Das Blatt hat nie von 133 Trump-Lügen gesprochen oder das Präsident Trump nachweislich 133 mal gelogen hätte. Die Washington Post sprach nur von 133 “Misleading Claims” – zu deutsch: “irreführenden Behauptungen”. Und ob eine Behauptung irreführend ist oder nicht, liegt oft im Auge des Betrachters, wie sie gleich sehen werden.
Noch absurder wird es, wenn die Washington Post eine Aussage von Donald Trump sogar bestätigt, sie aber dennoch als “Misleading Claim” eintütet.
Was bei ihnen in Deutschland mit dieser gewählten Überschrift aber hängen bleiben soll, Trump hat 133 mal gelogen. Damit ist und bleibt diese Meldung nichts weiter als ein Propagandafetzen und simple Hetze gegen einen demokratisch gewählten Präsidenten.
Bei dem gezeigten Beispiel sind sie einer besonders perfiden Art der Meinungsmache ausgesetzt. Denn alleinstehend betrachtet, ist die Meldung gar nicht der Aufreger. Ein deutsches Blatt zitiert lediglich eine amerikanische Meldung. Und wenn die Quelle falsch gelegen haben sollte – man hat ja nur zitiert. Ergo: Keine Verantwortung, keine Schuldzuweisung möglich. So will man der Anprangerung einer absichtlichen Falschmeldung ein Riegel vorschieben. Und genau das ist die mediale Taktik dahinter. Um die Meldung richtig werten zu können, müßten sie mindestens den Artikel der Washington Post mit hinzunehmen. Und mal ehrlich, wer hat dafür heute schon die Zeit?
Zur Perfidität kommt mit hinzu, das sich diese kleine Meldung natürlich in einen nicht mehr übersehbaren Meinungs-Kontext eingliedert. Das ist jetzt schön formuliert, denn nüchtern betrachtet ist es eine Krawall-Lawine, die seit dem 09.11.2016 mit Brachialgewalt durch die deutschen Leitmedien veranstaltet wird.
Unsere Titelüberschrift können sie ignorieren, das eigentlich Paradoxe ist: Entscheidend für die Beeinflussung ihrer Weltbild- und Meinungsbildung sind nicht solche absurden Trump-Beschimpfungen. Sondern es sind die Geschehnisse, über die die deutsche Leitmedienkultur nicht berichtet. Das verhält sich ähnlich wie bei einem Eisberg. Und da sind wir sogar so fair und unterstellen der Journaille noch nicht mal böse Absicht. Sie kennen sich in gewissen Themengebieten einfach nicht aus. Lückenpresse trifft es demnach wesentlich besser als Lügenpresse.
Wie soll ihnen auch ein Autor, der seit Jahren zwischen Praktika und Volontariat hin und her hüpft, etwas über Finanzmarkt und Rettungsschirme erklären? Wie will ihnen jemand US-Außenpolitik erklären, wenn er von deren Leitlinien-Macher und Schöpfer noch nie ein Wort gehört hat? Wenn sie also das Auslassen von elementar wichtigen Faktoren mit hinzunehmen, erhalten sie eine Dunkelziffer sondergleichen.
Und jetzt nur ein Beispiel aus dem Artikel der Washington Post:
Links sehen sie ein Aussage von Donald Trump zum Thema der ansteigenden Krankenversicherungsbeiträge:
You look at some states – man schaut sich einige Staaten an; Arizona up 116 percent – Arizona um 116% rauf.
Rechts daneben die Begründung der Washington Post, warum es eine irreführende Behauptung sein soll. Wie sie sehen, geben sie Trump ja sogar recht! Sie geben zu, dass der Bundesstaat Arizona den härtesten Anstieg der Krankenversicherungsbeiträge zu verzeichnen hat. Sie scheuen sich natürlich die Zahl 116% in den Mund zu nehmen.
Zur irreführenden Behauptung erklärt man es damit, dass es ja “Rosinenpickerei” von Donald Trump wäre, denn der Durchschnittsanstieg aller Bundesstaaten, im zweitbilligsten Versicherungstarif ja nur 25% beträgt. Im Bundesstaat Indiana würde er ja sogar sinken.
Nur Donald Trump hat sich nicht zum statistischen Bundesdurchschnitt geäußert, sondern ganz explizit zur Situation in Arizona. Und jetzt mal rein praktisch. Sie werden sicherlich verstehen, dass es den Menschen in Arizona ziemlich egal ist, wenn in Indiana die Krankenversicherung günstiger ist. Stellen sie sich mal vor, ihre Beiträge würden sich mehr als verdoppeln. Und selbst wenn sie in einem Minimaltarif versichert wären, bei einem Anstieg um 25% würde sich auch ihre Freude in Grenzen halten.
Sie können sich die Schundarbeit der Washington Post gerne selbst zu Gemüte führen. Auch die anderen Anschuldigungen haben ähnliches Niveau. Das einzig Wahre, was sie auf dieser Seite finden werden, ist das Logo dieser selbsternannten “Fact-Checker-Seite”: Es ist ein Pinocchio.