Die echte Arbeitslosenquote der USA

4,5% ist die Quote, die man gern präsentiert. 23% trifft es wohl besser.

Die Grafik sagt: 95 Millionen Einwohner der USA haben kein Beschäftigungsverhältnis oder beziehen ein laufendes Einkommen aus eigener Arbeit. Und das sind längst nicht alle.

Wenn sie das jetzt schon von den Socken haut, der Hammer kommt erst noch: Die Anzahl derer, die in der oben gezeigten Grafik zur sogenannten “Not in Labor Force” Kategorie gezählt werden, fällt aus der Berechnung der offiziellen Arbeitslosenquote raus.

Arbeitslosenquote ist nicht gleich Arbeitslosenquote und eine deutsche mit einer spanischen oder gar amerikanischen zu vergleichen, ist so sinnvoll wie den Geschmack einer Birne zur Begutachtung eines Apfels herzunehmen. Man muß sich schon vergewärtigen, nach welchen Kriterien die statistischen Erhebungen erfolgen.

Wenn sie sich genauer über die diversen US Arbeitsmarktstatistiken informieren wollen, ein guter Einstiegspunkt ist bei der zuständigen Behörde selbst.

Wenn sie die offizielle Datenflut lieber verständlicher aufbereitet und im Kontext zur Lebenswirklichkeit studieren wollen. Shadowstats.com genießt seit Jahren einen guten Ruf, offizielle Statistiken von ihrem Blendwerk zu befreien.

Deren errechnete tatsächliche Arbeitslosenquote für die USA beläuft sich auf etwa 23% und die verlief äußerst Konstant – von Obamas Amtsantritt bis heute.

Die USA führen insgesamt 6 verschiedene Arbeitslosenquoten, unterteilt zum Beispiel nach Dauer der Arbeitslosigkeit und der Art des Beschäftigungsverhältnisses. Wenn es um die neuesten Jubelmeldungen vom US Arbeitsmarkt geht, bekommen sie in 99,9% aller Fälle diese hier zu sehen:

Die sogenannte Civilian Unemployment Rate mit etwa 4,5% im 4. Quartal 2016.
Ohh Wunder; wie schön sich der Graph doch nach unten neigt, welch einmalige Kunst Trumps Vorgänger hier hat walten lassen. Kunst ist es tatsächlich, halt leider nur mathematische, die sich in einem statistischen Taschenspielertrick äußert.

In den 4,5% ist nicht ein einziger Einwohner aus den oben gezeigten 95 Millionen enthalten. Soweit der Stand Ende 2016 und zur Amtsübergabe an Donald Trump. Dabei ist der vermeintliche Job-Wunderkönig Obama mit ca. 81. Millionen “Not in Labor Force” ins Rennen gegangen.

Und wo die eine Kurve sinkt, während die andere Kurve weiter steigt, liegt der Verdacht mehr als nahe, dass man zur Erreichung einer hübschen offiziellen Quote, Personen in die “stille Reserve” [deutsche Bezeichnung der Not in Labor Force] überführt hat.

Zur stillen Reserve zählen alle arbeitsfähigen Personen ab dem 16. Lebenjahr bis hin zu Pensionisten. Rechnet man Rentner raus, haben wir es immer noch mit fast 60 Mio. Menschen zu tun, die zusätzlich nicht in Lohn und Brot stehen.

Einer der offiziell anerkannten Gründe, um in der Kategorie “Not in Labor Force” zu landen: Man ist entmutigt.

Sie haben richtig gelesen, Entmutigung – also die persönliche Einschätzung, eh keine Arbeit zu finden, befördert sie umgehend in die stille Reserve. Logisch, wer allein glaubt keine Arbeit zu finden, braucht ja auch keine. Bei der Feststellung in 2015 waren es immerhin 3 Mio, die laut Bundesamt total entmutigt waren.

Mit der Perspektive maximal in den Ballungszentren bei Starbucks Pappbecher über die Theke zu reichen oder im Silikon Valley Briefe auszufahren, damit man sich dortige Mieten nicht leisten kann, bleibt die Entmutigung nachvollziehbar.

In der Aufschlüsselung der 95 Mio. ebenfalls mit enthalten: Etwa 16 Millionen der amerikanischen Einwohner sind krank oder behindert. Angesichts der Anti-Trump Märsche und deren Anhänger, glauben wir diese Zahl jetzt mal.